Richtiges Heben und Tragen - vermeidet Schaden
Welchem körperlichen Risiko sind Personen, die während der Arbeit Lasten heben oder tragen ausgesetzt?
Arbeitgeber sind in der Verantwortung die Gesundheit Ihrer Arbeitnehmer zu schützen.
Die körperliche Beanspruchung hängt nicht nur vom Lastgewicht, sondern auch von der Häufigkeit und Zeitdauer der Hebetätigkeiten ab.
Die Körperhaltung und persönliche Faktoren wie Geschlecht, Alter und körperliche Verfassung haben ebenfalls Einfluss auf das Tragen.
Welche Berufsgruppen sind häufig betroffen?
- Bauarbeiter, Zimmerer und verwandte handwerkliche Berufe
- Arbeiter in der Landwirtschaft und Gärtnereien
- Transport- und Lagerarbeiter
- LKW-Fahrer und Spediteure
- Beschäftigte in vielen Industriezweigen, z.B. im Maschinen- und Anlagenbau oder in der Baustoffindustrie
- Beschäftigte in Großküchen, in der Gastronomie und Hotellerie
- Lebensmittelhandel u.v.a
- Pflegekräfte
Während Belastungen wie Hitze, Lärm und schlechte Luft am Arbeitsplatz immer weiter zurückgehen, nehmen physische Beanspruchungen in Betrieben stark zu. Längst wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass arbeitsbedingte Belastungen großen Einfluss auf unseren Bewegungs- und Stützapparat haben. Krankheiten des Bewegungs- und Stützapparates, die auf lang dauernde, berufsbedingte Hebe- und Tragetätigkeiten zurückgeführt werden, können aufgrund der österreichischen Rechtslage nicht als Berufskrankheiten anerkannt werden! Das bedeutet, dass Betroffene - auch im Falle einer Berufsunfähigkeit - keine Entschädigung oder Rente von der Unfallversicherung bekommen. Die Europäische Gemeinschaft hat eine Richtlinie zur manuellen Handhabung von Lasten erlassen, die durch den § 64 des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes in (nationales) österreichisches Recht übernommen wurde. „Manuelle Handhabung im Sinne dieser Verordnung ist jedes Befördern oder Abstützen einer Last durch menschliche Kraft, unter anderem das Heben, Absetzen, Schieben, Ziehen, Tragen oder Bewegen einer Last.“
Die richtige Hebetechnik schont den Rücken
- Treten Sie möglichst nahe an die Last heran.
- Stehen Sie mit breitem Stand.
- Beugen Sie zum Heben Knie und Hüfte.
- Lassen Sie keinesfalls die Knie gestreckt und beugen den Rücken nach vorne.
- Schieben Sie das Gesäß nach hinten und lassen Sie den Rücken möglichst gerade.
- Heben Sie die Last möglichst körpernahe an.
- Je weiter die Last vom Körper entfernt ist, desto größer ist die Rückenbelastung.
- Nützen Sie wenn möglich immer beide Hände.
- Spannen Sie die Bauch- und Rückenmuskulatur so gut wie möglich an.
- Die Aufnahme der Last sollte mindestens 50 cm über den Boden erfolgen.
- Halten Sie beim Anheben die Luft nicht an, sondern versuchen Sie auszuatmen.
- Vermeiden Sie ruckartige Bewegungen beim Anheben.
- Bewegen Sie sich kontrolliert und eher langsam.
- Das Absetzen erfolgt wie das Anheben nur in umgekehrter Reihenfolge.
Schwere Lasten vermeiden
• Tragen Sie lieber etwas weniger Gewicht und gehen Sie dafür öfters. Viel Bewegung lindert nachweislich Rückenschmerzen.
• Ersuchen Sie Kollegen um Ihre Mithilfe und tragen Sie schwere Lasten gemeinsam.
• Nützen Sie vorhandene technische Hilfsmittel (z.B. Sackkarre, Handhubwagen oder Elektrische Niederhubwagen).
Tipps für rückenschonendes Tragen
- Tragen Sie nicht zu viel auf einmal.
- Halten Sie sich möglichst an die empfohlenen Grenzhublasten.
- Spannen Sie Bauch- und Rückenmuskeln an.
- Tragen Sie die Last möglichst nahe am Körper.
- Halten Sie Ihre Schultern möglichst stabil.
- Achten Sie darauf, dass die Ellenbogen angewinkelt sind.
- Achten Sie auf einen geraden Rücken und vermeiden Sie ein Hohlkreuz.
- Atmen Sie gleichmäßig weiter.
- Vermeiden Sie Rumpfdrehungen.
- Belasten Sie beide Körperseiten gleich stark.
Einsatz manueller Handhubwagen im Betrieb
Auch die Benützung von Handhubwagen kann bereits gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen, da für das Anheben, Anfahren aus dem Ruhezustand, in Bewegung halten und das Abbremsen von Lasten reine Muskelkraft erforderlich ist.
Um z.B. eine 500 kg schwere Last mit einem Handhubwagen in Bewegung zu setzen, ist ein durchschnittlicher Kraftaufwand von über 23 kg notwendig. Bei einer 2.000 kg schweren Last verdoppelt sich der benötigte Kraftaufwand sogar auf über 46 kg und liegt somit deutlich über den behördlichen Richtlinien.
Daher passt zur Lastenhandhabungsverordnung auch sehr gut die Hettinger-Tabelle um das Gefahrenniveau zu ermitteln. Laut Prof. Hettinger beträgt die empfohlene Grenzhublast bei regelmäßigem Heben und Tragen bei Frauen zwischen 19 und 45 Jahren 10 kg und bei Männern 30 kg.
Diese Zahlen sollten ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen keinesfalls überschritten werden.
Bei regelmäßigen Transporten von Lasten mit mehr als 500 kg, oder über 20 Betriebsstunden pro Monat empfiehlt sich daher die Investition in einen elektrischen Niederhubwagen.
Sie erzielen dadurch weniger Arbeitsausfälle, eine höhere Umschlaggeschwindigkeit und eine wesentliche Steigerung der Produktivität.